Die Porträtserie Heranwachsender am Meer stellt heute die populärste Arbeit der niederländischen Fotografin Rineke Dijkstra dar. Wie Botticellis berühmte Venus erscheinen sie in monumentaler Auffassung vor der niedrigen Horizontlinie. Ihre halb erwachsene und halb noch kindliche Körpersprache erinnert unbeabsichtigt an die oft etwas ungelenk wirkenden Figuren des Florentiner Renaissance-Meisters.
Dieses Profilbildnis wurde im Palazzo der Medici in Florenz entdeckt. Man erkannte darin Simonetta Vespucci (1453-1476). Sie war zu Lebzeiten eine stadtbekannte Schönheit. Die Identifikation verhalf dem Bild zu außerordentlicher Bekanntheit. Mode und Werbung sorgen für ein dauerhaftes revival dieses Botticelli Girls. Der Maler ist damit heute Teil einer allgegenwärtigen Pop-Kultur.
In ihrer Serie History Portraits zeigte die Künstlerin Cindy Sherman ihr Interesse für Gemälde Alter Meister als Konstruktionen von Wirklichkeit. Mit größter spielerischer Lust und teilweise grotesken Einblicken in ihr eigenes Vorgehen stellte sie diese in großformatigen Fotografien nach.
Die Darstellung der Madonna inmitten singender Engel fällt durch ihr kreisrundes Format auf. Diese auch als Tondo (von ital. ‚rotondo’ = ‚rund’) bekannte Bildform wendete Botticelli bei vielen seiner Mariendarstellungen an.
Botticelli malte das Bild der Madonna mit den beiden Heiligen Johannes im Auftrag der Familie Bardi für einen Altar in der Kirche Santo Spirito in Florenz. Von dort wurde es schon 1829 für die neue Berliner Gemäldegalerie angekauft.
Das Bildnis zeigt Giuliano de’ Medici (1453-1478), der im April 1478 einer Verschwörung zum Opfer fiel. Es trug wesentlich dazu bei, in Botticelli ein den Medici verbundenen Künstler zu sehen. Diese Sicht prägt bis heute die Interpretation auch solcher Werke, bei denen der Medici-Bezug nicht belegt ist. Doch war Botticelli wirklich ein Parteigänger dieser herrschenden Florentiner Familie? Ist seine Kunst Politik?
Die "Geburt der Venus" ist nicht nur das bekannteste Werk Botticellis, sondern auch eine der Ikonen der europäischen Kunstgeschichte. Umso erstaunlicher ist es, dass das 1815 erstmals öffentlich ausgestellte Gemälde erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts langsam an Popularität gewann. Gustave Moreau war bei seinem Besuch in den Uffizien beeindruckt von ihm und hielt Einzelfiguren und Gesamtkomposition in mehreren Zeichnungen und in dieser Farbskizze fest.
Neben seiner Arbeit für die großen New Yorker Modemagazine liebte es der amerikanische Fotograf Paul Himmel mit technischen Mitteln den Abstraktionsgrad seiner Arbeiten zu verändern. Der Fotograf und Kurator Edward Steichen wählte Himmels Porträt einer jungen Frau am Strand für seine epochale Schau „The Family of Men“ 1955 am MoMA aus.
Eine junge, einfach gekleidete, aber doch elegante Dame sitzt hinter einem Café-Tisch. Sie hat die Arme über die Stuhllehne gelegt und über dem Oberschenkel gefaltet. In sich gekehrt schaut sie wie wartend am Betrachter vorbei. Antonio Donghi (1897-1963), ein Vertreter des so genannten Magischen Realismus, greift hier Merkmale auf, die auch bei Botticelli und seinen Zeitgenossen durchweg anzutreffen sind: die Positionierung der Figur leicht diagonal im Mittelgrund, die Frontalansicht der Gestalt, die Beschränkung auf große Farbflächen und schließlich die Untergliederung des Hintergrundes durch eine angeschnittene, gerahmte Binnenform.
Dieses Porträt einer Dame am Fenster, die den Betrachter en face fixiert, gehört zu den frühesten Werke Botticellis (um 1470-1475). Es gelangte in den Besitz von Dante Gabriel Rossetti (1828-1882), der seinerseits Maler war und den so genannten Präraffaelliten zugerechnet wird. Rossetti hat sich mehrfach für seine Frauenbildnisse an Botticellis Dame am Fenster inspiriert. Fasziniert zeigt er sich dabei vor allem von der großen Unmittelbarkeit und Präsenz, mit der Botticellis Dame ihren Betrachtern gegenübertritt.
Der US-amerikanischen Fotograf und Regisseur David LaChapelle (geb. 1963) bezieht für seine farbstarken Photographien immer wieder Vorlagen aus der Kunstgeschichte ein. Mit Botticellis Werk hat er sich mehrfach befasst. Diese Arbeit aus dem Jahre 2011 trägt den Titel "Rebirth of Venus" (Wiedergeburt der Venus). Botticellis berühmte Darstellung in den Uffizien ist zur Pop-Art geworden. Damit hebt LaChapelle auch eine Eigenheit Botticellis hervor, nämlich Figur und Raum in ein irreales Spannungsverhältnis zu versetzen.
Die Video-Arbeit des New Yorker Künstlers Michael Joaquin Grey (geb. 1961) trägt den Titel "Between Simonetta" und stammt aus dem Jahr 2011. Sie thematisiert das für die Botticelli-Rezeption wichtige Thema weiblicher Schönheit. Ein berühmtes Frauenbildnis Botticellis – die so genannte Simonetta – wird beständigem Wandel unterzogen und dabei so verfremdet, dass das Profil von der Idealform abweicht und karikaturhafte Züge annimmt.
Die Zeichnung gehört den einst knapp über 100 bildlichen Kommentierungen Botticellis zu Dantes "Göttlicher Komödie". 85 Bögen gelangten über englischen Privatbesitz in das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin. Einige Blätter sind koloriert, wie etwas dasjenige das Dante und Virgil in der Hölle zeigt, wo Teufel die verdammten Seelen hinab treiben. Die Dante-Illustrationen zählen zu den berühmtesten Werken Botticellis.
Bistolfis Plakat einer Ausstellung mit Werken des Art Nouveau und Jugendstils greift die Komposition von Botticellis" Primavera" aus den Uffizien auf. Die Umdeutung des darin enthaltenen Tanzmotivs zeigt die Bedeutung von Botticellis Linienspiel für die ornamentalen Formprinzipien des Jugendstils.
Die in Mailand lebende japanische Künsterin Tomoko Nagao (geb. 1976) hat in diesem Digitaldruck Botticellis Geburt der Venus mit einer durch die Werbeindustrie allgegenwärtigen Warenwelt verschränkt und zugleich mit der Anmutung der Computerspiel-Industrie verfremdet. Venus entsteigt nicht, wie in Botticellis Original, einer Leben spendenden Muschel, sondern einer portablen Spielkonsole, die inmitten von Konsummarken wie EasyJet oder Barila liegt.
Die Video-Installationen Bill Violas (geb. 1951) kreisen um Geburt und Tod, um Transformation des Körpers und um Jenseitserfahrung. In seiner Arbeit Going Forth By Day (2002) inszeniert er einen altägyptischen Text, in dem es um die Befreiung der Seele aus dem Körper geht. Nach dem Tode kann sie bei Tageslicht einhergehen. Für die pathetische Visualisierung dieser Idee lässt Viola Menschen mit Koffern zwischen Bäumen wandeln. Viola greift den Erzählraum der Renaissance auf. Wie in verschiedenen Werken Botticellis erhalten horizontal arrangierte Bewegungsläufe über den Rhythmus raumgliedernder Architekturen oder Baumstämme eine besondere Dynamik.
Botticelli ist zum Markenzeichen geworden. Er steht für italienische Eleganz. Es wundert daher nicht, dass sogar eine Leichtmetallfelgen-Serie unter dem Namen »Botticelli« existiert. Die im Zentrum der Speichen eingesetzte Diamantform ist an eine Brosche angelehnt, die eine der drei Grazien in Botticellis Gemälde Primavera (Frühling) in den Uffizien, Florenz, trägt.
Mit den Fingerspitzen berührt eine junge Frau ihre nackte Brust, aus welcher ein Spritzer Milch dringt. Es könnte sich um eine sinnbildliche Darstellung der Nächstenliebe oder des Überflusses handeln. Die dennoch verbleibende Rätselhaftigkeit irritiert bis heute den Betrachter und inspirierte zeitgenössische Künstler wie Cindy Sherman.
Diese "Venus" Botticellis geht zurück auf die berühmte "Geburt der Venus" in den Florentiner Uffizien. Schon zu Lebzeiten Botticellis war die Venus-Geburt so berühmt, dass die Hauptfigur extrahiert und zu einem eigenständigen Bild wurde. Solche Venus-Darstellungen hingen in der Renaissance in zahlreichen Florentiner palazzi. Botticellis Figur wurde zu einer der berühmtesten Formeln der Kunstgeschichte, bis heute wird sie immer wieder neu interpretiert.
Im Bild des symbolistischen Malers Maurice Denis erscheint eine Reproduktion von Botticellis "Madonna mit Christuskind und dem heiligen Johannes" aus dem Louvre im Hintergrund. Bewusst verleiht Denis dadurch dem Porträt seiner Frau und seiner Tochter eine religiös zu verstehende Überhöhung.
Die Werkstatt Botticellis blieb auch in seinen letzten Lebensjahren äußerst produktiv, als Raffael, Leonardo und Michelangelo zeitweise gleichzeitig in Florenz arbeiteten. Die Gemälde sind dabei nicht nur von der Wiederholung eingeübter Bildformeln bestimmt, sondern auch von interessanten Experimenten beim Einsatz gewagter Verkürzungen und spannungsreicher Formatzuschnitte.
Trotz des gerade erlittenen Martyriums fasst der junge Heilige den Betrachter mit festem und gelassenem Blick ins Auge. Dieser Ausdruck des Glaubens an die Überwindung des Todes unterstützte das in Botticellis Zeit in den Heiligen Sebastian gesetzte Vertrauen um Beistand in Zeiten der Pest.
Der Chinese Yin Xin (geb. 1959) setzt sich mit der Tradition westlicher Kunst auseinander. Er greift berühmte Altmeister-Gemälde auf und verleiht diesen in seinen eigenen Interpretationen eine asiatische Prägung. Die Protagonisten und Schauplätze wirken durch diese Transformation eigenartig vertraut und doch fremd, so wie in diesem Gemälde nach Botticellis kanonischer Venus-Gestalt.
Die für ihre Videoarbeiten bekannte Künstlerin arbeitet hier mit der Mehrdeutigkeit der Begriffe "Reflexion" und "Projektion", um auf die Bedeutung von Bildfindungen Alter Meister für moderne Rollenbilder hinzuweisen.
Der Surrealist René Magritte (1898-1967) hat mehrfach Werke Botticellis mit eigenen Bildideen kombiniert. Hier ist es die Göttin Flora aus Botticellis" Frühling" (Uffizien, Florenz). "Flora" überdeckt die Figur eines Mannes, der auf einen frühlingshaften Wald blickt. Der Betrachter dieses Werkes sieht Flora, die Frühling bedeutet, und sodann einen im Bild befindlichen Betrachter, der Frühling tatsächlich betrachtet. Magritte spielt damit auf die Spannungen zwischen Bild, Bildwahrnehmung und Bildbedeutung an.
Als Degas mit seinem Künstlerfreund Gustave Moreau 1858 und 1859 die Uffizien in Florenz besuchte, zeichnete er auch Botticellis Figur der Venus. Es ist heute weniger bekannt, dass der später den Impressionisten zugerechnete Maler früh eine solche Aufmerksamkeit für die Qualität von Botticellis Linienführung entwickelte.
Der Maler und Dichter Rossetti entwickelte für seine Gemälde einen empfindsamen Frauentypus, der stark an Botticellis Madonnen und Porträts angelehnt war. Er selbst besaß mit dem "Porträt einer Frau am Fenster" (heute im Victoria & Albert Museum, London) ein prominentes Werk des Renaissance-Meisters.
Zu Botticellis Status und Nachruhm als universal berühmtem Renaissance-Maler hat Andy Warhol (1928-1987) entscheidend beigetragen. In knalligen Pop-Art Gemälden und Siebdrucken zitiert er die Figur der Venus. Allerdings nur als Fragment, denn nur der Kopf der Göttin ist zur Vorlage genommen. Zwar wirkt die Pop-Interpretation flächig und eher dekorativ, doch sind gerade damit auch Eigenheiten Botticellis betont: leuchtende Farbigkeit füllt auch bei Botticelli große, von Linien scharf umgrenzte Flächen. Und gerade über den Einsatz der Linie entfaltet Botticellis Kunst auch eine stark dekorative Wirkung.
Botticelli hat auch der im 15. Jahrhundert noch jungen Bildgattung „Porträt“ wichtige Impulse gegeben. Dieses Brustbildnis eines Jünglings in einem pelzverbrämten Wams und roter Kappe zählt zu seinen buchstäblich ansprechendsten Schöpfungen und hat etwa den Kunsthistoriker Berenson 1921 zu wahren Begeisterungsstürmen hingerissen. Mit dem auffällig zur Seite geneigten Kopf und der in beredter Geste zum Herzen geführten Hand richtet sich der Dargestellte direkt an sein Gegenüber. Man hat vermutet, dass es sich um ein Verlobungsbildnis handelt.